Die Geschichte

Ja, der Stengaard hat eine über hundert Jahre alte Geschichte: Es war das Jahr 1889, als ein schwedischer Steinmetz ins nördliche Dänemark umsiedelte.


Bei Rezession und hoher Arbeitslosigkeit in Schweden konnte er auf Livø, einer der östlichen Limfjordküste vorgelagerten Insel, Arbeit in seinem Beruf finden. Dort baute er mit zusammen mit anderen schwedischen Steinmetzen einen herrlichen Steinhof, unbedingt anzuschauen auf der Insel! Doch danach gab es auch dort nichts mehr zu tun und man schickte die Schweden weg. So geschah es, daß der wieder arbeitslose Schwede sich die schönste Stelle an der Küste wählte, hoch über dem Limfjord, mit Blick vom 35 m hohen Steilhang auf über 500 km² Fjordlandschaft, um dort mit eigenen Händen einen Hof zu bauen, den Stengård. Die Steine schleppte er mit Pferd und Wagen vom Strand herauf. Der Bauernhof war damals wohl ein recht einträgliches Gewerbe, denn an der Bauweise des Hauses kann man mehrere Erweiterungen des ursprünglich kleineren Hauses erkennen. Das Land hatte – und hat bis heute – eine gute Bonität und der große Stall bot viel Platz für Tier und Heu.


So vergingen die Jahre, sicher bemerkte man hier zunächst nicht viel von der Industriellen Revolution und zum Glück auch nicht von den zwei Weltkriegen. 1939 wurde noch ein kleines Haus für die Unterbringung der Knechte und die Milchwirtschaft gebaut. Das Königreich Dänemark entwickelte sich nahezu unspektakulär zu konstitutioneller Monarchie und zum Sozialstaat. Das gesamte Küstengebiet – und damit auch der Stengård – wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Doch bestehen bis heute die alten Landwirtschafts- und Fischereirechte auf dem Hof. Der Stengård verfiel jedoch im Laufe der Jahre. Zuletzt lebte eine alte Bäuerin dort allein. Als sie starb, kam der Hof 1987 in unsere Hände.


Ein Jahrhundert nachdem der Steinmetz aus Schweden den Steinhof gebaut hatte, wurde das Gebäude von uns, mit Rücksicht auf seine Lage, Geschichte und Architektur liebevoll von Grund auf renoviert. Wir entfernten Wände jeder Couleur, die das Haus in ein Labyrinth aus kleinen Zimmern teilten. Das Dachgeschoss war nie ausgebaut und nie gebraucht worden, hier schienen nur ein paar Vögel ihr Zuhause zu haben. Und natürlich wurden in alten Zeiten keine Dach-Fenster benötigt. Selbst die Fenster des Wohnbereiches waren teilweise zugemauert, teilweise durch Plexiglas ersetzt, da war nicht genug Licht und Luft, um die Räume für uns ‘lebbar’ zu machen.


Die von grüner Natur und dem Lichtspiel von Himmel und Wasser umgebenen alten Steinmauern malten uns den Hof in den idyllischsten Farben, die seine Einzigartigkeit erkennen ließen und die uns anrührten. Das Innere jedoch war staubig und düster.
Der Geruch von Feuchtigkeit und Unrat hing in der Luft. Im kühlen Stall schienen einzelne Sonnenstrahlen durch zerbrochene Fenster auf uraltes Heu, rostige Eisenbalken unter dem Heuboden konnten nur knapp dem Gewicht alter Dreschmaschinen und aufgetürmtem Stroh standhalten und die Holzdecke bog sich gefährlich, war teilweise eingestürzt.
Diese Eindrücke kontrastierten mit der märchenhaften Erscheinung des Hauses, die beindruckte und immer unvergesslich bleibt. Ja – wir brauchten schon Mut, um so eine Aufgabe anzupacken – aber: Wir wussten ja, dass es sich lohnt…Und so begannen wir mit der Renovierung.


Und heute ist denn auch nichts mehr zu sehen von dem tristen Verfall. Besucher sind fasziniert , wenn Sie die helle, weitläufige Stube betreten, die die untere Etage des Hofes dominiert und die großartige Aussicht freigibt über den Fjord. Wir glauben, dass es uns gelungen ist, den Hof zu erneuern und auf heutigen Standard zu bringen, mit ökologisch richtigen Materialien und Ausstattungen zu renovieren, dabei jedoch die Atmosphäre des alten Steinhofs zu bewahren. So setzten wir, nachdem wir alle ‘Innereien’ entfernt hatten, Stück für Stück in die Gebäude neue – wenige – Wände, neue Böden, neue Balken und Fenster ein, neue Strom- und Wasseranlagen wurden gelegt, die erste Etage ausgebaut.
Das Innenleben entspricht auch heute noch dem eines Hofes. Wir haben zwar durchgehend auf Qualität in den verwendeten Materialien bestanden, doch ganz gewiss auch auf Einfachheit im Erscheinungsbild, wie es einem Bauernhof entspricht. Indem wir die alten geschichtsträchtigen Außenmauern beibehielten, sozusagen ein neues Haus im alten errichteten, konnten wir die neue und die alte Zeit verbinden ohne dem Stengaard seine in 130 Jahren wohlverdiente Würde zu nehmen.